„…würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen"

Auf dem Wickrathberger Friedhof wurde ein Apfelbaum als „Baum der Hoffnung“ gepflanzt.

Es ist ein Wort der trotzigen Hoffnung, das Martin Luther zugeschrieben wird: „Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Auf dem Wickrathberger Friedhof, dem ältesten evangelischen Friedhof Mönchengladbachs, wurden am vergangenen Samstag nicht nur ein, sondern gleich drei Apfelbäume gepflanzt – die ersten auf einem Teil des Friedhofs, der zu einem Bongert, einem Obstgarten, werden soll. Mit Blick auf die erschütternden Vorgänge in der Ukraine war die Andacht, die der Baumpflanzung vorausging, zu einem Friedensgebet geworden.

Eigentlich hätte Präses Dr. Thorsten Latzel einen Baum als Teil seiner Passionsaktion „Seven Trees“ pflanzen sollen, aber er hatte kurzfristig abgesagt und das Projekt auf den Herbst verschoben. Die Gemeinde entschied sich, die Pflanzaktion dennoch durchzuführen – als Zeichen der Hoffnung in Zeiten von Krieg und Bedrohung. Viele waren auf den Friedhof gekommen – unter ihnen Superintendent Dietrich Denker, Vertreter aus der Kommunalpolitik und viele Gemeindeglieder -, um  unter strahlend blauem Himmel zu singen und für Frieden zu beten.

„Es ist der Mensch, der uns Angst macht – und der uns auch Hoffnung machen kann“, sagte Pfarrerin Esther Gommel-Packbier in ihrer nachdenklichen Ansprache. „Ein kleiner Kreis von Machtmenschen in Russland versetzt die Welt in Angst und Schrecken.“ Aber es gebe noch viel mehr Menschen, die Hoffnung machten: Demonstranten für den Frieden, Helferinnen und Helfer, Spender und alle, die sich gegen den Krieg stellen. „Gewalt bringt Verderben, Hoffnung bringt Leben. Gott liebt die Hoffenden.“

Der Apfelbaum stellt sich als  Zeichen der Hoffnung düsteren Prognosen entgegen. Er steht für generationenübergreifendes Handeln, langfristiges Denken und das Wissen um die Erde als Leihgabe Gottes. „Die Frucht ist Gottes Segen. Sie ist sein Geschenk“, sagt die Pfarrerin.

Dann pflanzten Pfarrerin Gommel-Packbier und Superintendent Denker, tatkräftig vom Friedhofsgärtner Gerhard Schrey unterstützt, den ersten Baum. Er wird die alte Apfelsorte namens Rheinische Schafsnase tragen.

  • 7.3.2022
  • Angela Rietdorf
  • Angela Rietdorf