„Gott will bei uns wohnen“

Ev. Kirchengemeinde Hoerstgen feiert ein Fest anlässlich von 600 Jahren Kirche im Ort

[Kirchenkreis Moers] Die Ev. Kirchengemeinde Hoerstgen feiert einen hohen Geburtstag. Seit 600 Jahren gibt es eine Kirche in dem hübschen Dorf. Schon aus der Ferne ist der malerische Bau mit dem Posaunenengel auf dem Turm sichtbar und zugleich Landmarke. Anlass also für ein „Fest für groß und klein“ am 21. August unter dem sprechenden Titel „Gott will bei uns wohnen“. Es beginnt um 15 Uhr mit einem Freiluft-Familiengottesdienst bei der Anhuf-Schanze, Molkereistraße 110 (Seitenweg). Anschließend ist ein Stationen-Parcours zum Thema für Kinder und Erwachsene aufgebaut. Dazu gibt es ein Tässchen Kaffee im Grünen. Sollte das Wetter nicht mitspielen, wird der Gottesdienst kurzerhand in die Jubilarin selbst verlegt.

Mittelpunkt eines munteren Gemeindelebens

Wieviele Eltern ihre Kinder in diesen 600 Jahren taufen ließen, wieviele Liebende den Segen Gottes für ihre Beziehung zugesprochen bekamen, wieviele Menschen in Not, Trauer aber auch Glück in der Kirche in Gebeten, Liedern und Gesprächen Trost fanden oder Freude teilten, wieviele Organistenhände schließlich die Tasten der berühmten Orgel bespielten, lässt sich kaum rekonstruieren. „Das alles ist heute noch genauso“, sagt Pfarrer Stefan Maser. „Die Hoerstgener Dorfkirche ist Mittelpunkt eines munteren Gemeindelebens mit viel Musik.“

Zeugin der Geschichte

Doch neben dieser Kontinuität war das Gotteshaus selbst Zeugin und auch Betroffene einer wechselvollen Geschichte. 1422 gestiftet, wurden in Folge der Reformation, der Abkehr von der katholischen Kirche, 1556 die Heiligenbilder in den Viehtränken vernichtet. 1626, während des 30-jährigen Krieges, verloren etliche Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes durch einen Brand ihre Häuser und auch die Kapelle. An ihrer Stelle entstand die Kirche in ihrer heutigen Gestalt als Ziegelmauerwerk – eine „Maßanfertigung“ für eine evangelische Gemeinde der reformierten Richtung, wie Stefan Maser berichten kann. Sie bekam auch gleich eine Glocke. Sie läutet bis heute regelmäßig und trägt das Siegel der Gemeinde „Christus Lux Nostra – Christus ist unser Licht“. Seit dem 18 Jahrhundert, genauer seit 1731, erklingt die Musik von der „Weidtmann-Orgel“. Sie ist heute die einzige im rekonstruierten Originalzustand erhaltene Orgel dieser Werkstatt in Deutschland und die älteste spielbare Orgel am Niederrhein. Und 1897 schenkte Kaiserin Auguste Viktoria der  Kirchengemeinde zur Einweihung des erweiterten Kirchenraums eine Bibel mit Widmung. Mittlerweile wurde die Kirche unter  Denkmalschutzgesichtspunkten renoviert.
Zum Zeugnis dieser 600 Jahre, erzählt Pfarrer Maser, gehören auch die Gedenkfresken in der Eingangshalle. Sie erinnern an die Opfer von Krieg und Gewalt und nennen die von den Nazis ermordeten Juden des Ortes und Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Osteuropa.

Weitere Informationen

  • 19.8.2022
  • Pressereferat Kirchenkreis Moers
  • Red