Der Hilfe ein Gesicht gegeben

Die evangelische Gemeinde Brüggen-Elmpt hat Spenden für die von der Flutkatastrophe getroffene Kirchengemeinde Sinzig im Ahrtal gesammelt und ihre Solidarität auch durch einen Besuch vor Ort gezeigt.

„Die Erfahrung war tief berührend“, sagt Heinz Lennartz, Presbyter der evangelischen Kirchengemeinde Brüggen-Elmpt. Er hatte sich gemeinsam mit vier weiteren Mitgliedern der Gemeinde auf den Weg gemacht und die von der verheerenden Flut im Ahrtal betroffene Gemeinde Sinzig besucht. Für diese Kirchengemeinde war während der vergangenen Monate in den Gottesdiensten in Brüggen und Elmpt gesammelt worden. Pfarrer Bernd Mackscheidt hatte den Kontakt zu seiner Kollegin hergestellt, das Presbyterium die Innenkollekte bis Weihnachten umgewidmet.

„Die Spendenbereitschaft war hoch, es gab eine große Akzeptanz in der Gemeinde“, stellt der Presbyter fest. „Mehr als 7200 Euro kamen zusammen.“ Das Geld wurde sukzessive überwiesen und der Sinziger Kirchengemeinde für unbürokratische Soforthilfe zur Verfügung gestellt. Aber es sollte nicht nur bei der finanziellen Hilfe bleiben. Die Gemeinde wollte auch durch einen Besuch im Ahrtal ihre Solidarität zum Ausdruck bringen. Der Tag in Sinzig, ein Sonntag,  begann mit einem gemeinsamen Gottesdienst, an dem auch die Gäste vom Niederrhein mitwirkten. „Es war ein gesegnetes Miteinander“, sagt Prädikantin Annedore Lennartz. „Die Gemeinde war begeistert, dass wir uns auf den Weg gemacht hatten. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen.“

Während vom Ortseingang bis zur Sinziger Kirche die Flutschäden noch nicht erkennbar waren, wie Heinz Lennartz berichtet, wurde das Ausmaß von Leid und Zerstörung beim Gang durch den Ort Richtung Ahr greifbar. In einem Haus der Lebenshilfe in Sinzig waren zwölf Menschen ums Leben gekommen. „Uns kamen die Tränen“, erinnert sich Annedore Lennartz. „Das Leid ist dort sehr präsent.“Die Besucher erfahren auch  von  anderen, dramatischen Ereignissen: der Schreiner der Kirchengemeinde Sinzig konnte sich gerade noch auf den Balkon retten, musste aber mit ansehen, wie seine Schreinerei von den Wassermassen zerstört wurde. Die Spuren der Katastrophe sind noch überall erkennbar: Schlamm klebt an den Mauern, Wohnungen sind unbewohnbar. Manchmal gibt es kleine, überraschende Zeichen der Hoffnung: so findet die Pfarrerin die lange gesuchten Kreuze, die bereits für die anstehenden Konfirmationen angeschafft worden waren, unter einem Schuttberg. Ein kleiner Lichtblick.

Gäste und Gastgeber in der Sinziger Kirche

Die Gemeinden möchten den Kontakt über die Katastrophenhilfe hinaus aufrecht erhalten. „Wir haben gespürt, wie stark das verbindenden Element des Glaubens ist“, sagt Annedore Lennartz. „Kirchengemeinden sind keine Inseln. Wir sind als Gemeinschaft miteinander unterwegs in guten wie in schlechten Tagen.“

  • 23.2.2022
  • Angela Rietdorf
  • Ev. Kirchengemeinde Brüggen-Elmpt