Grafschafter Diakonie: "So viel normaler Alltag wie möglich"

In der „Tagespflege an der Friedenskirche“ werden Senioren nach lebenspraktischen Grundsätzen betreut / Angehörige aus Rheinhausen und Moers sind zu „Offenen Infoabenden“ eingeladen

Grafschafter Diakonie Eva Bulmann wohnt jetzt alleine. Früher hat sie für ihre Familie gekocht, für mindestens fünf Personen. Heute bleibt die Küche an vielen Tagen kalt. „Es lohnt sich nicht für mich alleine zu kochen“, sagt sie. Die 86-jährige hält das Gemüsemesser in der Hand. Zusammen mit fünf weiteren Seniorinnen und Senioren schneidet sie Zwiebeln in Ringe, Kartoffeln und Äpfel in Stücke und die Blutwurst in Scheiben. „Das ist keine Arbeit, das ist Freude“, sagt die Seniorin. Für das gemeinsame Genießen des frisch zubereiteten rheinischen Klassikers „Himmel und Äd“ gilt das erst recht.

Anna Bastian, sozialpädagogische Betreuungskraft in der „Tagespflege an der Friedenskirche“, erläutert den Gedanken, der hinter der Kochaktion steht: „Wir fragen unsere Gäste nicht ‚was kannst du nicht mehr?‘ Wir fragen sie, ‚welches Leben hast du gelebt? Was hast du jahrzehntelang getan und was kannst du trotz Alter und Einschränkungen heute noch?‘“ Aus diesem Grund geht es neben Angeboten wie der morgendlichen Sitzgymnastik, der Zeitungsrunde, dem gemeinsamen Gang um den Block oder dem beliebten Schlagerraten für den Kopf in der Einrichtung gegenüber der Rheinhauser Friedenskirche immer wieder auch alltagspraktisch zur Sache. Wer will, sammelt je nach Tagesform und mit Unterstützung von Pfleger Sven das Herbstlaub vom Rasen oder fegt ein kleines Stück der Terrasse, räumt einen Teller mit in die Spülmaschine, hilft eine Runde Staub zu wischen oder die frisch gewaschenen Küchentücher in den Wandschrank zu sortieren.

„Wir wollen unseren Gästen so viel Alltagsnormalität wie möglich bieten“, erklärt der Leiter der Einrichtung der Grafschafter Diakonie, dem Diakonischen Werk im Kirchenkreis Moers, Joachim Bocks-Raeth. Die Aktionen sind bei den Senioren beliebt. Dass sie den Gästen, die aktuell im Alter von 65 bis 95 sind, gut tun, ist die Erfahrung von Regina Jahnke, der stellvertretenden Leiterin der Tagespflege: „Wir sehen, dass sie spürbar lebendiger werden. Das Selbstbewusstsein steigt und das Gefühl aufgehoben und so wie sie sind, richtig zu sein, stellt sich ein“, sagt Jahnke.

  • 23.2.2022
  • Pressereferat Kirchenkreis Moers
  • Red