Baerler Brücken können Geschichten erzählen

Die Rheinquerungen und das Leben am Rhein zeigt eine sehenswerte Fotoausstellung

[Kirchenkreis Moers] „Die Brücken prägen seit ihrem Bau die Landschaft und das Leben der Menschen in Baerl“, erklärt Brigitte Buchmann. Als es die Brücken noch nicht gab, mussten die Baerler den Weg über Homberg gehen, um auf die andere Rheinseite zu gelangen. Doch diese war weit entfernt und den Brückenzoll konnten sich damals auch nicht alle leisten.“ So überquerten sie, wie seit ewigen Zeiten, den Fluss mit dem Nachen, wie die kleinen Boote hießen. „Es gab eine Vielzahl von Unfällen. Kinder, Frauen, Männer ertranken. Ihre Namen sind in unseren Kirchenbüchern verzeichnet.“

Das Leben der Menschen am Rhein

Brigitte Buchmann, die die Archivbestände für den Baerler Heimat- und Bürgerverein und die Ev. Kirchengemeinde Baerl betreut, und die Ev. Kirchengemeinde haben jetzt gemeinsam die Ausstellung „Brücken und das Leben am Rhein“ organisiert. Ausgestellt werden in den Räumen der Kirchengemeinde Bilder, die zeigen, wie vor Ort das Leben der Menschen am Rhein stattgefunden hat. Themen wie Schifffahrt und Fischerei spielen dabei auch eine Rolle.

19.000 Touristen zu Pfingsten 1929

Als die Eisenbahnbrücke nur für den Gütertransport genutzt werden durfte, gab es Fährverbindungen. „Und Schifffahrtslinien fuhren Baerl an. Sie brachten Tagesausflügler in die ‚Perle am Niederrhein‘, wie die Gastwirte Baerl werbewirksam nannten.“ Einen regelrechten Boom erlebte Baerl 1929 mit der Öffnung der Eisenbahnbrücke für den Personenverkehr, berichtet Buchmann. Am ersten Pfingstfest nach der Öffnung kamen schätzungsweise 19.000 Touristen am Baerler Bahnhof an. „Der Ort durfte sich damals Luftkurort nennen. Die Arbeiterinnen und Arbeiter von der anderen Rheinseite konnten für wenig Geld einen schönen Tag verleben. Kegelbahnen, Schießstände, Essen in Ausflugsgaststätten und Kinderspielplätze boten alles, um Abstand von der harten Arbeit in den Fabriken zu gewinnen.“ Mitte der 1920er Jahre gab es für eine kurze Zeit sogar ein Strandbad am Baerler Rheinufer.

13.000 Fahrzeuge des Schwerverkehrs

„Wir zeigen interessante Bilder“, freut sie sich. Zu erfahren ist auch, mit welchen technischen Hilfsmitteln die Eisenbahnbrücke vor 110 Jahren gebaut wurde und ab 1986 vier Jahre lang die Autobahnbrücke entstand. Acht Hektar Wald mussten für die Autobahntrasse Richtung Westen weichen. „Die Emscher Schnellweg-Brücke verbindet das Ruhrgebiet mit dem Niederrhein. Sie hat auch einen Seitenweg, auf dem man mit dem Fahrrad und zu Fuß den Rhein überqueren kann. Viele, die in den letzten Jahren hierher gezogen sind, taten es auch wegen der guten Verkehrsanbindung über die A42. Doch täglich passieren 100.000 Kraftfahrzeuge, davon 13.000 Fahrzeuge des Schwerverkehrs, die Brücke. Auch sie beeinflussen das Leben in Baerl.“

Gottesdienst „Lass mich auf deine Brücken trauen“

Das alles und noch viel mehr zeigt die Ausstellung. Sie wird eröffnet am 8. Oktober um 16 Uhr in den Räumen der Ev. Kirchengemeinde Baerl, Schulstraße 5. Leckere Snacks sind vorbereitet. Um 18.30 Uhr laden Pfarrer Andreas Klumb und der Diakonieausschuss in die ev. Kirche zum Gottesdienst unter dem Motto „Lass mich auf deine Brücken trauen“ ein. Wortbeiträge beleuchten das Thema  aus verschiedenen Blickwinkeln. Anschließend kann die Ausstellung noch  bis 21 Uhr besucht werden.

Weitere Infos

Die Ausstellung ist bis Ende Januar 2023 im Gemeindehaus Baerl, Schulstraße 5, innerhalb der Öffnungszeiten des Gemeindebüros zu besuchen: montags, dienstags, donnerstags und freitags zwischen 10 und 12 Uhr und nach Absprache. Da sich Hygieneregeln und Öffnungszeiten ändern können, ist ein Anruf unter 02841 8205 sinnvoll.

  • 3.10.2022
  • Pressereferat Kirchenkreis Moers
  • Red