"Music was my first love"

Kreiskantor Klaus-Peter Pfeifer geht in den Ruhestand

Klaus-Peter Pfeifer geht nach 24 Jahren in den Ruhestand – als Kreiskantor. Er wird am 2. Advent, den 4. Dezember 2022, um 10.30 Uhr in einem Festgottesdienst in der Auferstehungskirche Willich verabschiedet. Die Ev. Emmaus-Kirchengemeinde, in der er seit 1976 arbeitet, hat allerdings seinen Arbeitsvertrag noch um ein halbes Jahr verlängert, weil die Stelle erneut ausgeschrieben wurde und die Nachfolge noch geregelt werden muß. Klaus-Peter Pfeifer ist in Wuppertal aufgewachsen, sang schon als Kind im Chor und hatte bereits früh C-Musikerstellen inne. Nach seinem Musik-Studium in Düsseldorf blieb die Stadt sein Lebensmittelpunkt. Ein kleiner Rückblick …

Haben Sie ein Lieblingslied?
Klaus-Peter Pfeifer: Im Moment ist es „Herr mach uns stark im Mut, der dich bekennt“, EG 154. Es ist ein sehr schöner Text gerade in der jetzigen Zeit. Ein sehr aktuelles Lied, das so viel ausdrückt: Dass es immer Hoffnung gibt!
Ein echtes Lieblingslied? Ich bin mit so vielen Liedern jeweils beschäftigt, dass ich das nicht sagen kann. Jedes Lied ist in dem Moment das Wichtigste.

Und bei den Oratorien oder sonstigen Werken?
Pfeifer: Es gibt so viele Oratorien, die auf ihre Art und Weise das Wichtigste sind. Ich könnte keines besonders hervorheben. Dafür bin ich zu sehr mit dem beschäftigt, was gerade dran ist. Ich versuche das beste aus jedem Werk herauszuholen. Das ist das, was mich dann bewegt.

Was fasziniert Sie an Musik?
Pfeifer: Die Möglichkeit mit anderen gemeinsam Musik zu machen. Aber auch selber natürlich. Musik bereichert die Gemeinde und die Gottesdienste. Die Evangelische Kirche ist ja ziemlich  wortlastig. Musik bietet da einen Gegenpol. Mit ihr kann man ganz anders Menschen erreichen, als es ein Wort kann.

24 Jahre Kreiskantor – was war Ihnen besonders wichtig? Ein Beispiel …
Pfeifer: … ist die nebenberufliche Ausbildung von Kirchenmusiker*innen, also die Ausbildung zum so genannten C-Musiker. Mir war wichtig, dass unser Kirchenkreis die Ausbildung mitfinanziert. Auch eine der drei kreiskirchlichen Kollekten im Jahr ist   dafür bestimmt. So konnten viele Frauen und Männer über die Jahre den Befähigungsnachweis erreichen. Sie können damit auch die hauptamtlichen Kolleg*innen vertreten.

Sie hatten einige Projekte mit den Kolleg*innen?
Pfeifer: Mehrere. Einmal haben wir alle sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums mit den Kantor*innen aufgeführt. Prof. Almut Rößler  aus Düsseldorf spielte zur Aufführung in der Friedenskirche Krefeld „La Nativité du Seigneur“ von Olivier Messiaen. Oder: Zum Reformationsjubiläum haben wir mit einem kleinen Konzertchor Bachkantaten gesungen.  Und in unserem damaligen Partnerkirchenkreis Lübben im Spreewald (heute „Niederlausitz“) haben wir mit dem Konventschor eine Choralpassionsandacht aufgeführt zu den sieben Kreuzesworten, nach Texten von Paul Gerhardt, der dort einige Jahre als Pfarrer tätig war.

Wie kam es dazu?
Pfeifer: Die Noten hatte ich in der Berliner Staatsbibliothek entdeckt und in einem Verlag veröffentlicht. Otto Thomas hatte die Andacht zu Beginn des 20. Jahrhunderts komponiert. Wir haben das Stück auch auf dem Kirchentag in Köln gesungen. Mir war es immer wichtig, einen guten Kontakt zu den Kolleg*innen zu pflegen und zu halten. Dinge zu initiieren, zu kommunizieren und gemeinsam zu musizieren.

Hat sich die Zahl der hauptamtlichen Kirchenmusiker*innen während Ihrer Amtszeit verändert?
Pfeifer: Nein, die konnte glücklicherweise gehalten werden. Das liegt an den vielen Landgemeinden unseres Kirchenkreises. Dort arbeiten die meisten der Hauptamtlichen.

Was mögen Sie am liebsten aus dem weiten Feld der Musik?
Pfeifer: Singen, alleine oder mit anderen.

Sie hatten schon immer auch ein Faible für andere Künste.
Pfeifer: Ja, ich habe Musik gerne mit anderen Arbeitsbereichen verknüpft. Und dabei über den Tellerrand geschaut. Dadurch habe ich auch viele  Impulse bekommen. 2003 haben wir bei der  „1. Krefelder Nacht der Schöpfung“  in der Friedenskirche die Schöpfung von Haydn aufgeführt. Mit mehreren Chören aus dem Kirchenkreis. Der Künstler Mark  Krause hat währenddessen live ein Bild angefertigt. Ich habe in Düsseldorf auch eine kleine Galerie, die ich natürlich während meines Ruhestandes weiterführe. Wir haben Musik auch mit Tanz, Schauspiel oder Film verknüpft.

Wann haben Sie Ihre Liebe zur Musik entdeckt?
Pfeifer: Als Fünfjähriger wurde ich nach meinem Berufswunsch gefragt. Opernsänger oder Pastor habe ich geantwortet.

Es wurde etwas dazwischen …
Pfeifer: Ja, irgendwie war meine Musiklaufbahn vorgezeichnet. „Music was my first love“. Ich hatte als Kind schon eine schöne Stimme. Das hatte mein Grundschullehrer entdeckt und so wurde ich Mitglied bei der Wuppertaler Kurrende. 1964 ging meine erste Konzertreise nach Schweden. Danach gab es jedes Jahr eine weitere.

Diese Reisetätigkeit haben Sie auch mit den Chören Ihrer Gemeinde fortgesetzt.
Pfeifer: Ja, und nicht nur für Sängerinnen und Sänger meiner Gemeinde. Bewusst habe ich die Projekte für alle geöffnet. Ob die Aufführungen im Rahmen des Willicher Musikprojekts, die Singprojekte bei den Fahrten zum Kirchentag oder die Chorfahrten beispielswiese nach Irland, Italien oder wie dieses Jahr nach Paris. Aus anderen Gemeinden und über Konfessionsgrenzen hinweg kommen die Sänger*innen, die speziell in Projekten mitsingen. Das entspricht auch den veränderten Gewohnheiten der Menschen. Viele wollen sich nicht mehr dauerhaft binden. Da passen solche Projekte gut.

Darüberhinaus aber …
Pfeifer: … gibt es natürlich Chöre in meiner Gemeinde, die sich jede Woche treffen und viele fixe Termine über das Jahr. Das ergänzt sich.

Gibt es etwas, dass Sie nicht mögen?
Pfeifer: Ich mag keinen Krach. Alles, wo der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt steht, sondern die Technik, ist nichts für mich. Da wo Technik notwendig ist, akzeptiere ich sie natürlich. Aber gerade in der Kirche ist der Mensch wichtig. Und hier muss Musik „echt“ sein, nicht mit Technik überladen oder aus der Konserve.

Einige Ihrer ehemaligen Schüler*innen machen heute weiter Kirchenmusik in anderen Gemeinden, komponieren oder machen Musik an anderer Stelle. Was empfinden  Sie dabei?
Pfeifer: Es ist toll, wenn man die Früchte seiner Arbeit auch erleben darf. Übrigens gibt es auch eine Reihe ehemaliger Schüler und Sänger aus dem Kinderchor, die jetzt als Pfarrer tätig sind.

 

 

  • 20.11.2022
  • Bettina Furchheim
  • Bettina Furchheim