Krankenhausseelsorger aus Leidenschaft

Nach fast zwanzig Jahren nimmt Pfarrer Peter Brischke Abschied als Seelsorger vom Elisabethkrankenhaus und der LVR-Klinik.

Nach dem Abitur schwankte Peter Brischke zwischen einem Theologie- und einem Psychologiestudium. Ein Praktikum in seiner Heimatpfarre in Essen-Kettwig gab dann den Ausschlag: er entschied sich für die Theologie. Glücklicherweise, denn so verfügten die Städtischen Kliniken und die LVR-Klinik in Rheydt fast zwanzig Jahre über einen leidenschaftlichen Krankenhausseelsorger. Gleichzeitig konnte er seiner Liebe zur Psychologie doch nachgehen: als ausgebildeter ehrenamtlicher Ehe-, Familien- und Lebensberater in der Beratungsstelle der Diakonie. Jetzt geht er in den Ruhestand. Mit Wehmut, aber auch mit Gelassenheit.

Bevor er mit seiner Familie nach Rheydt kam, hatte Peter Brischke 16 Jahre  in Mülheim-Holthausen gearbeitet, erst als Vikar, dann als Gemeindepfarrer. „In Holthausen gab es eine sehr lebendige Gemeinde“, sagt er, „aber eine Stelle in der Krankenhausseelsorge zu übernehmen, hatte mich schon lange Zeit gereizt.“ So wechselt er nach Rheydt. Dass er dort als Krankenhausseelsorger gleichzeitig eine enge Anbindung an die Gemeinde hat, findet er besonders positiv.

Als Seelsorger kümmert er sich in den beiden Krankenhäusern um Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige, aber auch um die Mitarbeitenden. Nicht immer geht es um Leben und Tod, wenn der Krankenhausseelsorger seinen Beistand anbietet, aber oft eben doch. Besonders nahe geht es auch den täglich mit Krankheit und Tod Befassten , wenn Kinder sterben. Peter Brischke ist auch für die Kinderklinik des Elisabeth-Krankenhauses zuständig und wird gerufen, wenn Neugeborene, Babys oder Kinder sterben. Er arbeitet im Arbeitskreis Trauerzeit mit und organisiert zusammen mit seiner Frau Ulrike die jährlichen Gedenkfeiern mit, wohl wissend, wie wichtig es ist, der Trauer einen Namen geben zu können.

Auch die Arbeit in der LVR-Klinik war ihm lag ihm am Herzen. „Es war mir eine große Freude, in der Psychiatrie arbeiten zu können“, betont er. Gerade weil er keinen therapeutischen Auftrag gehabt habe. „Mein Blick ist nicht krankheitszentriert. Ich konnte mit den Patienten über Gott und die Welt reden.“  Oder, wenn es passte, auch über Pilze. „Ich habe einmal Hallimasch in der Nähe der Klinik gefunden und hatte einen ganzen Korb voll dabei“, erzählt der passionierte Pilzsammler. „Wir haben in der Gruppe eine Stunde lang nur über Pilze, Rezepte und Ähnliches geredet. Selten war die Stimmung so gelöst wie da.“

Fragen von Leben, Sterben und Tod sind in der modernen Medizin auch ethische Fragen. Wann ist der Zeitpunkt gekommen, jemanden in Würde sterben zu lassen? Der Krankenhausseelsorger bildet sich zum Moderator für Ethische Fallbesprechungen und Ethikberater weiter und wird Mitbegründer der Klinischen Ethik-Komitees im Elisabeth-Krankenhaus und der LVR-Klinik. „Ich habe in den Krankenhäusern eine große Kollegialität und ein wunderbares ökumenisches Miteinander erlebt“, stellt Brischke fest. „Das werde ich vermissen.“

Am Sonntag, den 31. Oktober 2021 wurde Peter Brischke von Superintendent Dietrich Denker im Anschluss an den Gottesdienst in der Hauptkirche von seinem Dienst entpflichtet.

  • 2.11.2021
  • Red
  • Volker Tietze