„Ich glaube fest an die heilende Kraft des miteinander Sprechens“

Am 11. Februar wird Krankenhausseelsorger Guido Quinkert im Gottesdienst verabschiedet

[Kirchenkreis Moers] Er wird anders sein, der meditative Gottesdienst am 11. Februar 2023 in der Ev. Stadtkirche Moers um 18 Uhr. Denn an diesem Abend wird Wolfram Syben, Superintendent des Kirchenkreises Moers, Pfarrer Guido Quinkert von seinen Aufgaben entpflichten. Gemeinsam mit Pfarrerin Anke Prumbaum war Quinkert im Bethanien-Krankenhaus in Moers Krankenhausseelsorger. Mit einem Teil seiner Arbeitszeit stand er auch Patientinnen und Patienten am St. Bernhard-Hospital in Kamp-Lintfort zur Seite.

Erfahrungen diakonischer Arbeit änderte Berufswunsch

Wie vielen Menschen Guido Quinkert in den letzten Jahren beigestanden hat, ist kaum zu sagen. „Dass ich diesen beruflichen Weg einschlagen würde, lag nicht auf der Hand“, sagt der 65-Jährige, der seine Kindheit in Moers verlebt und sein Abitur am Adolfinum gemacht hat. „Ich hatte bereits einen Studienplatz für Französisch und Deutsch. Doch im Zivildienst habe ich im Kinderdorf des Neukirchener Erziehungsvereins die diakonische Arbeit für die Heranwachsenden erlebt und war beeindruckt.“ Im Rahmen eines Praktikums in der Ev. Kirchengemeinde Moers lernte er zudem weitere kirchliche Bereiche kennen. Er besuchte etwa ältere Menschen und erlebte, wie wichtig ihnen das Gespräch war, und er arbeitete in Gemeindegruppen mit. „Nach diesen Erfahrungen entschied ich mich für das Studium der Theologie.“

„Ich wusste, was es bedeutet, nachts los zu müssen“

Er lernte in Göttingen, Münster und Bonn, sein Vikariat führte ihn nach Köln. In Mönchengladbach wurde er zum Pastor ordiniert. Zwölf Jahre unterstützte er Studierende an der Fachhochschule Niederrhein, ehe er als Gemeindepfarrer für 16 Jahre nach Essen-Haarzopf ging. Dort war er zuletzt mit einem Teil seines Dienstes auch Bereitschaftsseelsorger für die Essener Krankenhäuser. „Ich wusste sehr genau, was es bedeutet, nachts Anrufe zu bekommen und dann los zu müssen. Und ich wusste genau, was es bedeutet, am Bett eines Kranken oder Sterbenden zu sitzen“, sagt Quinkert. Er bewarb sich in Moers und wurde am 1. Oktober 2016 im Kirchenkreis Moers Krankenhausseelsorger.

Im Gespräch die Kraftquellen finden

Im Krankenhaus denken die Menschen nicht nur über die Krankheit, sondern auch über das Leben nach, hat er festgestellt. Ein großer Teil der Patientinnen und Patienten, die im Krankenhaus aufgenommen werden, kreuzen auf dem Anmeldebogen an, dass sie Besuch von einem Seelsorger haben möchten. „Wir sind hier für alle da, gleich ob evangelisch, katholisch oder auch nichtchristlich. Gerade in der vergangenen Woche habe ich intensiv mit einer Muslima in einer Krisensituation ein langes Gespräch geführt. Ich glaube fest an die heilende Kraft des miteinander Sprechens. Ich bringe Zeit mit, und die Menschen kommen zur Ruhe und erkennen, was ihnen Kraft gibt, was ihre Kraftquellen sind“, weiß er. „Das können die Erinnerungen an den Urlaub sein, das kann die Freude auf den Garten sein, der Glaube an Gott. Und wenn sie das Bedürfnis haben, können wir ein Gebet oder einen Psalm sprechen.“

In der Kontemplation die Balance finden

Quinkert ist auch Zen-Lehrer im Bistum Essen, wo schon seit 50 Jahren die Verbindung von Zen und christlicher Meditationspraxis gepflegt wird. Das hilft ihm bei der Arbeit im Krankenhaus. „Zen bedeutet Präsenz, nicht in Vergangenheit oder Zukunft zu leben, sondern ganz im Moment sein. In der Kontemplation die Balance zu finden zwischen Tätigsein – etwa bei der Arbeit oder im Freizeitstress – und Muße.“ Im Kirchenkreis Moers ist er Mitglied im Netzwerk Spiritualität, das unter anderem zu dem Meditationsgottesdienst einmal im Monat einlädt. Auch zu dem, in dem er jetzt verabschiedet wird.
Im Ruhestand wird er wieder studieren, Literaturübersetzen in Düsseldorf, um künftig Lyrik zu übersetzen. Aber auch der Kirche wird er erhalten bleiben. „Ich habe es immer als zutiefst sinnvolle Arbeit begriffen, Seelsorge zu leisten. Dafür bin ich dankbar. Ich bleibe Pfarrer und kann es mir gut vorstellen, wieder seelsorglich tätig zu sein. Und auch im Netzwerk Spiritualität werde ich mich weiterhin engagieren.“

  • 8.2.2023
  • Pressereferat Kirchenkreis Moers
  • Red