Pressemitteilung

Stolperstein-Verlegung in Dülken

  • 22.6.2022

Genau vor einem Jahr hat die Evangelische Kirchengemeinde Dülken Stolpersteine verlegen lassen an der Rheindahlener Straße 38. Für Abraham Brzozowski, einen als Jude geborenen Polen, sowie für seine Familie. Brzozowski war 1934 zur Evangelischen Kirche konvertiert. Er verstarb 1942 nach einer tragischen Gewalttat in Dülken. Pfarrer Wilhelm Veit begleitete ihn auch in diesen letzten Tagen im Krankenhaus.

Diese Stolpersteinverlegung durch Gunter Demnig musste 2021 unter den entsprechenden Corona-Bedingungen durchgeführt werden. Deshalb haben Mitglieder der Ev. Kirchengemeinde Dülken ein Video zur Lebensgeschichte von Abraham Brzozowski erstellt. Jetzt wurde daran erinnert.

Zur Familie Brzozowski:  Zunächst war es nur eine Fußnote in einer Zusammenfassung über den Kirchenkampf 1933 – 1945 im alten Kirchenkreis Gladbach von Pfarrer Wilhelm Veit, aber durch Recherchen des langjährigen Presbyters Michael Guse in verschiedenen Archiven wurde die Lebensgeschichte der Familie Brzozowski lebendig und die Erinnerung an unser Gemeindeglied konnte präsent werden – nun auch in der Datenbank der Opfer in Yad Vashem/ Jerusalem.
Die Familie Brzozowski war seit der Taufe von Abraham Brzozowski 1934 Glied der Evangelischen Kirchengemeinde Dülken. Geboren 1899 in einer jüdischen Familie in Warschau kam er über Köln durch Heirat nach Dülken. Dort lebte Abraham mit seiner evang. Frau und seinem Sohn bis zu seinem Tod 1942. Betreut wurde die Familie von den Pfarrern der Bekennenden Kirche, Pfarrer Rehmann und dessen Nachfolger Wilhelm Veit, später auch erster Superintendent des Ev. Kirchenkreises Krefeld, später umbenannt in Krefeld-Viersen.
Wilhelm Veit bemühte sich 1939/40 um Fluchtmöglichkeiten für den trotz der Taufe nach den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 immer noch als Juden definierten Abraham Brzozowski, aber das blieb leider ohne Erfolg. Im April 1942 wurde Abraham B. aus einer fahrenden Straßenbahn geworfen; er verstarb wenige Tage später an seinen Verletzungen. Von Gemeindegliedern begleitet zog der Trauerzug mit Pfarrer Veit an der Spitze durch die Stadt zum Friedhof.

Für die Evangelische Kirchengemeinde Dülken war es selbstverständlich, die „Patenschaft“ für die Stolpersteine der Familie Brzozowski zu übernehmen. Aus unserer christlichen Grundüberzeugung heraus lehnen wir jegliche Form von Antisemitismus, Rassismus und sonstigen Diskriminierungen strengstens ab und daher wird nun im Rahmen der Konfirmanden- und Gemeindearbeit das Schicksal dieser Familie einmal mehr Anlass sein, sich mit diesem Ziel konkret auseinanderzusetzen.

Pfarrer Wilhelm Veit (*1908, gest. 1995) gehörte seit 1934 zu Bekennenden Kirche und hat sich bis zu seiner Einberufung 1943 immer wieder neu gegen Maßnahmen der NSDAP positioniert. In der Reichspogromnacht fotografierte er trotz Verbots vom Kirchturm der Ev. Kirche die brennende Synagoge. Die Thora-Rolle und weitere Kultgeräte wurden ihm vor der Deportation der letzten Juden aus Dülken zu Aufbewahrung übergeben. Nach dem Krieg übergab er die Gegenstände 1948 der wiedererstandenen Synagogengemeinde Krefeld. Dort sind sie im Museum ausgestellt.

  • Evangelische Kirchengemeinde Dülken
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