Pressemitteilung

"Musik erreicht den Menschen ganz dicht in seiner Seele"

Verabschiedung von Pfarrer Volker Schran in der Alten Kirche in Krefeld

  • Nr. Pfarrer Volker Schran wurde in einem festlichen Gottesdienst voller Musik am 3. Advent in der Alten Kirche verabschiedet und durch Superintendentin Dr. Barbara Schwahn von seinen Aufgaben entpflichtet. 
  • 14.12.2020
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„33 Jahre zu durchdenken im Zeitraffer, das ist schwierig“ meint Pfarrer Volker Schran, der am Sonntag in der Alten Kirche aus dem aktiven Dienst verabschiedet wurde. Nicht selbstverständlich war für den in Gelsenkirchen geborenen, aufs Gymnasium zu gehen und Abitur zu machen. Als erster in seiner Familie. Zum Theologiestudium kam er durch die Anregungen seines Religionslehrers, einem evangelischen Pfarrer aus dem Hunsrück, Karl-August Dahl. Schran ging in Essen auf ein katholisches Gymnasium. „Wir waren zu siebt von der ganzen Schule im Reliunterricht.“, meint Schran. „Pfarrer Dahl hat mich unheimlich geprägt, er war meine Bezugsperson. Auch wie er Glaubensfragen vermittelt hat, das hat mich begeistert.“ Dahl hielt seinen Schüler geeignet für den Pfarrberuf und empfahl Schran der Landeskirche. Schran studierte Theologie in Bochum und Wuppertal,  absolvierte sein Vikariat und seine Zeit als Pastor im Hilfsdienst in Essen-Schonnebeck. Im Anschluss arbeitete er als Pastor im Sonderdienst am Katholischen Adolf-Kolping- Berufsbildungszentrum in Essen-Frillendorf. „Durch das Theologie-Studium war ich vom Wehrdienst befreit worden“, sagt Schran, „aber ich hätte auch gerne Ersatzdienst gemacht. Ich hatte immer Interesse an einem Beruf, in dem ich für und mit Menschen arbeiten kann.“ Genau das hat er in den 33 Jahren als Pfarrer getan.
   
„Ich scheide aus meinem aktiven Dienst mit einem Lächeln und einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft“, sagt Schran. „Die letzten zwei Jahre haben mich viel Kraft gekostet.“ Es gab personelle Engpässe in der Gesamtgemeinde. „Es ist wichtig, jemand in der Gemeinde zu haben, an dem man sich etwas orientieren kann“, meint Schran. So habe versucht, für die Gesamtgemeinde Alt-Krefeld da zu sein, also auch für Erlöserkirche und Johanneskirche.

In seinem Ruhestand möchte sich der 65-jährige Schran etwas mehr in die Musik reinknien: „Ich möchte gerne komponieren, Psalmen bearbeiten und vertonen.“ Noch mehr, könnte man sagen! Schran ist bereits seit frühester Kindheit aktiver Musikliebhaber. Seine Mutter brachte ihn bereits als Fünfjährigen vor der Schule zum Musikunterricht. „Ich habe mit Flöte angefangen, ganz klassisch, dann kamen Tasteninstrumente“, erzählt Schran. „Mein älterer Bruder hatte Akkordeon gespielt, das habe ich dann übernommen.“ Gitarre habe er sich mit 11 oder 12 selber beigebracht, Orgel kurz vor dem Abitur bei einem befreundeten Organisten gelernt. „Mit 17 oder 18 Jahren suchst du deinen eigenen Standpunkt“, denkt Schran zurück. „Die Welt steht einem ja noch völlig offen.“ Bereits damals war er schon Combomäßig unterwegs, spielte in einer Combo für moderne Messen. Aber ebenso sei er an philosophischen Fragen interessiert gewesen. Und an der Theologie.

Im Orgelunterricht habe er auch gelernt, die Orgel zu stimmen, gemeinsam mit seinem Lehrer. „Das war ein großer Vorteil für mich als die Vleugels-Orgel in der Alten Kirche gebaut wurde“, sagt Schran. „Da konnte ich mein Wissen einbringen.“ Zwischen 2003 und 2010 spielte Schran auch in der „Pfarrerband“, zu der ursprünglich die vier Krefelder Pfarrer Michael Papsdorf, Jörg Geyer, Volker Schran und Michael Windhövel gehörten. Später wechselten oder ergänzten andere die Band.

Musik und Theologie, da sei bei ihm miteinander verquickt gewesen. „Ein Gottesdienst ist ja immer ein Wechselspiel zwischen Prediger, Liturg, Gemeinde und Musik“, betont Schran. „Für mich war es immer wichtig, Theologie und Musik zu verbinden. Ich halte es da mit Martin Luther, der gesagt hat: ´Ich gebe nach der Theologie der Musica den nähesten Ort und höchste Ehre´.“ In seinem Zweiten Theologischen Examen hatte Schran bereits das Thema gewählt: Die Bedeutung der Kirchenmusik für die Gemeinde.  „Das bewegt mich bis heute“, betont Volker Schran. „Musik ist ein ganz wichtiger Faktor, sie kann tröstend, stabilisierend wirken oder auch erhebend. Musik erreicht den Menschen ganz dicht in seiner Seele.“ Wenn Pfarrer Schran in Seniorenheimen Gottesdienst hält, spielt er häufig auch Klavier oder Keyboard. Da wird das Nachspiel zum Ende des Gottesdienstes schon mal ein wenig länger, oder er spielt noch ein paar Lieder mehr. „Die Freude in Augen der Bewohner zu sehen – eine größere Belohnung kann man gar nicht bekommen“, sagt Schran sehr bewegt.

Wichtig war Schran für Frieden und Ausgleich unter den verschiedenen Kulturen in der Innenstadt zu sorgen. Er hat dem „Dach der Kulturen“ zu einem Standort in der Gemeinde verholfen, „multikulti“ ist ihm ein echtes Herzenzanliegen, gerne feiert er Gottesdienste mit Mitgliedern der verschiedenen internationalen Gemeinden.

Volker Schran ist verheiratet, hat zwei Töchter und fünf Enkelkinder: „Ich bin neugierig auf das, was Gott mir noch an Zeit schenkt. Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen, heißt es bei Matthäus. Das heißt für mich: Neugierig bleiben, vom Empfang leben.“ Ein gutes Vorhaben für die nächsten Jahre im Krefelder Norden, wo Schran jetzt mit seiner Frau lebt.

Bettina Furchheim