Internationale Ökumene erlebbar machen

Yoram Karusya im Regionalen Dienst der VEM

Im Regionalen Dienst der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) ist seit dem Ende des vergangenen Jahres ein Pfarrer aus Tansania in der Region Niederrhein tätig: Yoram Karusya, Pastor aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche (ELCT) des afrikanischen Landes. Ein Besuch am Deutschen Eck in Koblenz zusammen mit seiner Kollegin Elizabeth Silayo, die ebenfalls aus Tansania stammt und in der Region Mittelrhein-Mosel tätig ist, machte ihn mit dem Rhein, dem „deutschesten“ aller Flüsse, vertraut und vermittelte einen Eindruck von rheinischer Geschichte und Tradition.

Vom Hochland Tansanias an den Niederrhein – der Gegensatz der Kulturen könnte kaum größer sein. Doch Yoram Karusya sieht den Wechsel mit Humor und betont: „Es macht mir Spaß, Menschen als Pfarrer in ihrem Glauben zu begleiten – am liebsten in seelsorgerlichen Gesprächen.“ Allerdings klingt es ein wenig wie ein Stoßseufzer, als er vom Beginn seiner Arbeit im Regionalen Dienst erzählt. „Arbeiten mit Menschen, die man noch nicht kennt, ist einfach schwierig.“ Zu seinem Wirkungskreis gehören die Kirchenkreise Krefeld-Viersen, Moers, Wesel, Jülich, Aachen, Kleve und Dinslaken. „Aber so fängt Freundschaft an“, erklärt er. „Sie entsteht, wo Menschen sich treffen, zusammen arbeiten, essen und Spaß haben. Man muss lernen, miteinander zu reden.“

Im Kirchenkreis Moers ergab sich die Chance zu einer Begegnung mit dessen Partnerkirche, der GKJTU, mit der Moers seit 1988 verbunden ist. Der Besuch einer Delegation aus der VEM-Mitgliedskirche im Norden der indonesischen Insel Java stand im Zeichen der Klimakrise und diente dem Austausch über deren Folgen. Yoram Karusya präsentierte in Kamp-Lintfort unter dem Leitwort Schöpfungsverantwortung das Netzwerk der VEM-Mitglieder zum Klimawandel. Dabei stand auch die besondere Geschichte der Region Niederrhein mit ihrem Braunkohle-Abbau im Fokus. Karusyas prägender, mit großem Nachdruck wiederholter Satz lautete: „Wir müssen jetzt handeln, sonst werden wir die Konsequenzen tragen müssen.“

„Die internationale Gemeinschaft von Kirchen erlebbar zu machen“, ist nach den Worten von Angelika Veddeler, Teamleiterin des Regionalen Dienstes der VEM, das Anliegen des früheren Gemeindedienstes für Mission und Ökumene (GMÖ) in den sechs Regionen der rheinischen Kirche. „So wird ein Sonntagsgottesdienst am Niederrhein mit Partnern aus Sumatra vorbereitet und über elektronische Verbindungen gemeinsam gefeiert oder ein Workshop mit Musikerinnen und Musikern aus Afrika, Asien und Europa entwickelt neue Liturgien“, beschreibt sie Beispiele dieser Arbeit. „Es gibt Workshops mit Leitenden von Kindertagesstätten, in denen die neue ‚Alle-Kinder-Bibel‘ vorgestellt wird, oder einen Fachaustausch zum Wichern-Jubiläum 2023, gestaltet mit Diakonikerinnen und Diakonikern aus Afrika, Asien und Deutschland.“

Der Regionale Dienst soll Aktivitäten von Gemeinden und Kirchenkreisen im Bereich Mission und internationaler Ökumene miteinander vernetzen und dabei Interessen und Wünsche zum Beispiel im Bereich der Partnerschaften unterstützen. „Er soll ökumenische Gemeinschaft lebendig werden lassen und Zusammenarbeit in Globalität und Diversität fördern“, betont Angelika Veddeler und regt dazu an, das gemeinsame Lernen in ökumenischer Perspektive zu entdecken und weiterzuentwickeln.

Für Yoram Karusya hat inzwischen die Routine seiner Arbeit begonnen. Er stellte sich in einem Brief an die Gemeinden vor, nutzte Pfarrkonvente, um Bereitschaft zum Kennenlernen zu signalisieren. Sein Büro hat er im Haus der Referate des Kirchenkreises Krefeld-Viersen in Krefeld eingerichtet. Yoram Karusya ist nach eigenem Bekunden Pfarrer aus Leidenschaft. Bereits als Kind entdeckte der 48-jährige Theologe seine Liebe zum Gesang, leitete selbst einen Chor und wirkte im Gottesdienst in seiner Gemeinde in der ELCT mit. „Auch die kirchlichen Gewänder fand ich sehr schön und wollte sie unbedingt tragen“, erinnert er sich.

Nach seinem Studium, das er 1996 begann, und seiner Ordination 2002 war er als Gemeindepfarrer tätig. Führungsqualifikationen erwarb er in Indonesien, Israel, Kenia, Rwanda, Kamerun und in Deutschland. Assistent des Bischofs und schließlich Generalsekretär der ELCT waren die Ämter, die er in seiner Heimat, der Karagwe-Diözese, zuletzt bekleidete. Schließlich zog es ihn nach Deutschland in die Evangelische Kirche von Hessen und Nassau. Dort war er sechs Jahre lang als VEM-Mitarbeiter tätig.

Auch wenn das Outfit rheinischer Pfarrer und Pfarrerinnen im Vergleich zu dem farbenfrohen der tansanischen Theologen eher nüchtern erscheinen mag: Die Freude darüber, den Weg in seinen Traumberuf gefunden zu haben, bestimmt nach wie vor Yoram Karusyas Wirken. Er ist optimistisch, hier bald Kontakt und Freunde zu finden und in seelsorgerlichen Gesprächen den Menschen beistehen zu können.

  • 2.6.2023
  • Marion Unger
  • Bettina Furchheim