Gemeinsam Stellung beziehen und Zukunft gestalten

Kreissynode tagte in Viersen

Synode bekundet Solidarität mit Jüdischen Gemeinden

Die Solidarität mit den Menschen in Israel und den jüdischen Gemeinden und allen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern bekundete die Synode des Kirchenkreises bei ihrer Herbsttagung in Viersen. „Wir schämen uns dafür, dass jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger bei uns wieder Angst haben müssen, sich erkennbar in der Öffentlichkeit zu zeigen und sich in unserem Land nicht mehr sicher fühlen. Wir sind zutiefst erschrocken, dass sich in unserem Land 85 Jahre nach der Reichspogromnacht wieder so unverhohlen und menschenverachtend Antisemitismus breitmachen kann. Das verurteilen wir zutiefst.“ heißt es unter anderem in der Bekundung. ((Der genaue Wortlaut der Bekundung siehe Extra Meldung.)) Umrahmt wurde die Solidaritätsbekundung durch eine Schweigeminute und ein jüdisches Lied nach Psalm 133, in dem es heißt „Schön ist´s, wenn Brüder und Schwestern, friedlich beisammen wohnen. In Gemeinschaft finden wir Gottes Frieden.“
Der für kommenden Freitag in Krefeld angekündigte Schweigemarsch mit anschließender Kundgebung wurde durch die Synode ebenfalls mit hohem Interesse wahrgenommen. Sowohl die Solidaritätsbekundung als auch den Aufruf zu Schweigemarsch und Kundgebung haben die Synodalen in ihren Gemeinden vor Ort bekannt gemacht.

Zukunftsprozess im Rahmen der Treibhausneutralität 2035

Das ureigenste Anliegen von Kirche ist die Bewahrung der Schöpfung. Dazu gehört, kirchlich genutzte Gebäude bis 2035 klimaneutral zu machen. Um aber zu wissen, welche Gebäude in Zukunft noch genutzt werden, stellen sich im Vorfeld weitere Fragen, die geklärt werden müssen: Was will die einzelne Gemeinde? Was will sie stärken und wo wird sie gebraucht? Welche Hauptamtlichen und Pfarrer*innen werden in den Gemeinden und Regionen sein? Welche Finanzmittel stehen in Zukunft zur Verfügung?
Aus dem Prozess zur Treibhausgasneutralität, der als ein reiner Gebäudeprozess (*) begonnen hat, wurde im Kirchenkreis Krefeld-Viersen ein Gesamtprozess konzipiert: Der Zukunftsprozess 2035. Für diesen wurde bei der Synode der Zeitplan vorgestellt. Eng verzahnt arbeiten dabei Gemeinden, Regionen und der Kirchenkreis zusammen. Bei der Frühjahrssynode 2026 soll es einen Zwischenbericht zum Stand des Prozesses in den Regionen geben, die Ergebnisse bei der Herbstsynode 2027 vorgestellt werden. Bis 2035 geht es an die Weiterentwicklung und Umsetzung.
Im Hinblick auf den Zukunftsprozess des Evangelischen Kirchenkreises erläuterten Mitglieder der Katholischen Regionalteams der Regionen Krefeld-Meerbusch und Kempen-Viersen das Konzept Pastorale Räume im Bistum Aachen. Bei der Einrichtung der pastoralen Räume sei auch zu überlegen, welche Räume und Kirchen über Konfessionsgrenzen hinweg genutzt werden können.

Diakonie: Menschen arbeiten mit Menschen

Die Kernhandlungsfelder der Diakonie Krefeld & Viersen „Hilfen für Kinder, Jugendliche und Familien, sowie für Erwachsene in besonders schwierigen sozialen Lebenssituationen“ sind weiter ausgebaut worden, berichtete Geschäftsführer Ludger Firneburg. Auch an weiteren Stellen engagiert sich die Diakonie wie beispielsweise in der Wohnraumvermittlung für geflüchtete Menschen, der Trägerschaft evangelischer Jugendarbeit, der erstmaligen Umsetzung einer Antidiskriminierungsstelle in Krefeld, im Quartiersbüro Schinkenplatz in einem besonders belasteten Innenstadtviertel. „Der Bedarf an finanzieller, praktischer und seelischer Unterstützung wächst rasant“, erklärte Firneburg. „Das Bedürfnis nach Orientierung, nach Sicherheit und Perspektive wird spürbar stärker.“ Wie kurzsichtig sei es, in diesem Bereich auch noch Gelder einsparen zu wollen, adressierte Firneburg kritisierend an die Politik. Die wirtschaftlichen Herausforderungen durch Tarifsteigerungen träfen alle. 83 Prozent der Kosten seien bei der Diakonie Personalkosten. Das sei selbstverständlich, denn „Wir arbeiten mit Menschen und bei uns arbeiten Menschen mit Menschen.“

Präventionsschulungen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt

Der Kirchenkreis Krefeld-Viersen hat ein eigenes Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt entwickelt, das im Mai 2021 durch die Synode verabschiedet wurde. Das Konzept stellt das Rahmenkonzept dar, an dem sich die Schutzkonzepte der einzelnen Kirchengemeinden orientieren. Inzwischen wurden die Haupt- und Nebenamtlichen im Kirchenkreis, in den Gemeinden und Einrichtungen, zur Prävention gegen sexuelle Gewalt geschult. Geschult wurden bereits neben den Hauptamtlichen auch Ehrenamtliche, wie beispielsweise Presbyterinnen und Presbyter. Ziel aller Schulungen ist eine grundlegende Sensibilisierung hinsichtlich des Themas sexualisierte Gewalt, die Fähigkeit, mögliche Gefährdungsmomente zu erkennen, und das Gewinnen von Handlungsfähigkeit im Verdachtsfall. Die Schulungen für Haupt- und Nebenamtliche sowie für Ehrenamtliche, die mit Schutzbefohlenen arbeiten, sind verpflichtend. Es ist deutlich zu merken, wie sehr Mitarbeitende durch die gute Präventionsarbeit sensibilisiert wurden. Diese wird durch ein Schulungsteam im Kirchenkreis geleistet, zu dem auch Multiplikator*innen aus Gemeinden gehören.

Haushalt des Kirchenkreises 2024

Der Haushalt des Kirchenkreises 2024 wurde beschlossen mit einem Defizit von knapp 350.000 Euro durch die tarifliche Personalkostensteigerung. Bei einem Volumen von 8,06 Millionen Euro ist zum einen eine Rücklagenentnahme von knapp 45.000 Euro geplant. Zum anderen hat der Kirchenkreis in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet und kann den größeren Teil des Betrages von knapp 305.000 Euro damit ausgleichen.

Bericht der Superintendentin: Gemeinsam Stellung beziehen und Zukunft gestalten
In ihrem jährlichen Bericht vor der Synode hob Superintendentin Dr. Barbara Schwahn hervor, dass an vielen Stellen gemeinsam gebetet und gemeinsam Stellung bezogen wurde; bei den unterschiedlichen gegenwärtigen Krisen und gesellschaftlichen Konflikten und Herausforderungen. Beispiele dafür sind Friedensgebete für die Ukraine, Israel und Nahost, Gedenkveranstaltungen wie etwa an die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien und ihre Angehörigen in Krefeld, Dialogforen, Kirchenasyl und Kundgebungen. Dabei war und ist ihr wichtig, „dass wir uns nicht politisch auf eine Seite schlagen, sondern vom Evangelium her Maßstäbe für das Handeln zur Debatte beisteuern.“

An unterschiedlichen Orten und in so vielen Begegnungen hat sie im vergangenen Jahr auch erlebt, wie sehr Menschen, Gemeinden, Pfarrerinnen und Pfarrer, Mitarbeitende begeistert sind, von dem was sie tun. Und dabei war sie selbst begeistert – bei gemeindeübergreifenden Tauffesten, Jubiläen, dem Interreligiösen Sommerfest in Krefeld oder Ökumenischen Feiern. Und ebenso war zu spüren, wie konstruktiv sich Gemeinden in der regionalen Zusammenarbeit und gemeinsam mit der Diakonie auf den Weg machen, wie Verwaltung und Gemeinden ihre Arbeit immer mehr verzahnen.

Diese positiven Erfahrungen im gemeinsamen Unterwegssein, so Superintendentin Dr. Schwahn, mögen Gemeinden dabei helfen, eigene Profile zu entwickeln und dann im Blick auf die Region über die bunte Vielfalt zu staunen, die dabei allmählich entstehen wird: „Ich bin der festen Überzeugung, dass uns das gelingt, wenn wir es gemeinsam angehen und danach suchen, wofür wir uns begeistern, was die Menschen wo von uns brauchen und wohin der Geist uns leitet.“

  • 15.11.2023
  • Bettina Furchheim
  • Bettina Furchheim